Natürlich hat mir Leverkusen damals leidgetan. Ich konnte nicht ahnen, dass Leidtun in die DNA des Klubs übergehen sollte. Bayer wurde nie Meister, bis heute nicht. Und verlor dann, im Mai 2002, sogar Pokalendspiel (gegen Schalke), Champions-League-Finale (gegen Real Madrid) und wurde in der Bundesliga – klar: Zweiter. Der Name Vizekusen wurde geboren.
Ich erinnere mich an eine Überschrift, die ich damals machte, weil auch noch Ballack und Zé Roberto den Klub Richtung Bayern verließen und die Möglichkeit, Meister zu werden, in weite Ferne rückte: “Ende keiner Ära”.
Dieser Klub hat so viel durchgemacht. So viel Spott. So viel Drama. Auf und neben dem Platz: Denken wir nur an die wahnsinnige Kokainaffäre um Trainer Christoph Daum, der in die USA flüchtete und nicht Bundestrainer wurde.
Es ist ein Wunder, dass Leverkusen an alldem nicht zugrunde gegangen ist. Der Totgesagte lebt länger. Und dafür liebe ich den Klub. Mundabputzen, ein Aspirin einwerfen und weitermachen – das war immer das Credo der Leverkusener, die ja früher als Plastikklub bezeichnet und angefeindet wurden wie heute Hoffenheim oder Leipzig, weil die Bayer-AG einen nicht endenden Geldstrom hineinfließen lässt.
Aber Geld ist eben keine Erfolgsgarantie. Siehe Dortmund, das Anfang des Jahrtausends vor lauter Geld fast pleiteging. Nein, die Manager Calmund und dann Völler haben Bayer mit geschickten Entscheidungen oben gehalten. Trotz der vielen Nackenschläge, die sonst für eine ganze Liga gereicht hätten.
Und so empfängt am Samstag nicht das peinliche Vizekusen den FC Bayern, sondern ein stolzer Verein, der alle Krisen gemeistert hat: Bayer Leverkusen. Der Klub, der am Ende der letzten zwei Spielzeiten immerhin Fünfter und Vierter war und jetzt Fünfter ist. Der seit 1979, also seit 41 Jahren, verlässlich Erste Bundesliga spielt. Zwar nie ganz oben, aber fast immer oben – zuletzt seit 2010 nur einmal schlechter als Platz 5.
Wenn das keine großartige Leistung ist.