Von Florian Krebl
Wer den Kampf gegen Rassismus im Fußball oder überhaupt in der Gesellschaft ernsthaft führen will, sollte Demba Ba zuhören. Über den früheren Hoffenheimer wäre nach dem Champions-League-Spiel von Paris St. Germain gegen Istanbul Basaksehir vielleicht nicht eine Zeile geschrieben worden, wenn alles normal gelaufen wäre. Dick eingepackt saß Ba auf der Ersatzbank, als er plötzlich gefragt war. Aber nicht als Joker, sondern als Aktivist.
Mit seinen Worten traf er genau den Kern des Problems. Es war klar über die Mikrophone zu hören, was Ba dem rumänischen Vierten Offiziellen Sebastian Coltescu mitzuteilen hatte. “Wenn du über einen weißen Typen sprichst, sagst du niemals ‘dieser weiße Typ’, du sagst nur ‘dieser Typ’”, sagte 35-Jährige: “Wenn du also über einen schwarzen Typen redest, sagst du ‘dieser schwarze Typ?’” Und genau darum geht es.
Coltescu hatte Basaksehir-Assistenzcoach Pierre Webo mit dem Adjektiv “negru”, also schwarz, betitelt, um ihn seinem Chef Ovidiu Hategan zu beschreiben, damit dieser ihn wegen unsportlichen Verhaltens auf die Tribüne schicken konnte. Diese Reduktion des Individiuums auf die Hautfarbe ist rassistisch. Und das gilt auch, falls Coltescu die Aussage nicht in abwertender Weise gemeint haben sollte.
Der laute und sichtbare Protest Bas, seiner Mitspieler von Basaksehir und auch des Gegners, die allesamt das Feld verließen, ist daher das einzig richtige Zeichen. Denn das Thema Alltagsrassismus und die systematische Benachteiligung nicht-weißer Gruppen sind immer noch eine riesige Herausforderung für die Menschheit. Zu selten wird sie unübersehbar hervorgehoben. Genau das geschah aber in Paris.
Ist Coltescu also ein Rassist? Diese Frage wird schwer zu beantworten sein, nur die Wenigsten kennen ihn persönlich. Sicher ist, dass er in dieser Situation rassistische Sprache benutzt hat. Das haben aber die meisten von uns schon einmal getan, dafür braucht es weder Springerstiefel noch AfD-Parteibuch. Nicht nur Rassisten sagen rassistische Dinge. Die Debatte über Schokoküsse hat jeder schon einmal geführt. Umso wichtiger sind Menschen wie Ba, die Missstände und falsches Verhalten offen anprangern. Denn wir müssen besser werden.