Um eines gleich vorneweg zu sagen: Der deutsche Fußball ist Uli Hoeneß zu großem Dank verpflichtet. Als Manager des FC Bayern hat er die Bundesliga wie nur wenige vor ihm geprägt und zur Professionalität erzogen. Leider hat er den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören verpasst.
Bevor er damals seine Steuerstraftaten im Gefängnis verbüßte, kündigte er noch öffentlich seine Rückkehr an: “Das war es noch nicht.” Das war ein Fehler. Seit ihn die Mitgliederversammlung mit Getöse zurück ins Präsidentenamt hievte, war er nicht mehr der Hoeneß, der er vorher war.
“Ich bin jetzt 66 Jahre alt. Lassen Sie mich diesen Job noch zwei, drei Jahre machen.“ Uli Hoeneß
Die Wiederwahl zum Präsidenten hat ihn in der Wahrnehmung seiner eigenen Bedeutung so entfesselt, dass sogar Gefolgsleute zu der erschütternden Erkenntnis gelangen: Hoeneß ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit, aber will alles maßregeln. Das Resultat: rückwärtsgewandt.
Der Hoeneß vorher war ein Zuhörer: Einer, der Details im Tagesgeschäft zu unterscheiden wusste und seine Versprechen hielt. Auch wenn er mal zwischendurch polterte. Der neue Hoeneß ist ein Lautsprecher: Einer, der solange posaunt, bis man vor seinem Getöse einknickt.
Der neue Hoeneß diffamiert Spieler des Gegners (Bellarabi) und eigene Ex-Spieler (Bernat), entschuldigt sich in eigener Sache halbherzig und wirft die Tabellensituation durcheinander, wenn er Mönchengladbach vergisst. Grob war er früher auch schon. Aber halt nicht ständig.
Uli Hoeneß muss, wenn er seinen FC Bayern wirklich liebt, den Weg für neue Gedanken und Methoden vorzeitig frei machen. Nicht erst in zwei, drei Jahren. Die nächsten zwei, drei Jahre können entscheidend sein, ob der FC Bayern zukunftsfähig bleibt. Aber wer sagt es dem Präsidenten?