Was die Mannschaft angeht, sieht es nicht anders aus. Die Startelf gegen Dortmund liest sich wie ein Best of Diercke-Weltatlas. Am Samstag liefen auf: ein Serbe, ein Däne, ein Senegalese, ein Finne, ein Spanier, ein Algerier, ein Marokkaner, ein Waliser, ein Portugiese, ein Hamburger, ein Bergisch-Gladbacher.
Identifikation mit Schalke? Naja. Kein Freund, kein alter Mitschüler, kein Verwandter wohnt bei so einer Zusammensetzung in der Nähe, der dir als Spieler ein 0:3 im Derby so richtig übel nimmt, oder vor dem du dich so richtig schämen musst. Und glaubt wirklich jemand, dass ein Hamburger oder Waliser sich in der größten Not genau so reinhaut wie ein Spieler, der Schalke schon in seiner Kindheit eingeatmet hat?
Das ist kein Vorwurf, das ist menschlich. Ich glaube, Identität ist der Kitt, der einen Klub in der Not zusammenhält. Warum standen viele Fans des VfB Stuttgart auch in den schlimmsten Stunden zu ihrem Klub? Weil da wenigstens ein paar Spieler rumliefen, die schwäbelten.
Und wofür steht S04 heute?
Wenn das so weitergeht, kann Schalke am Saisonende das 0:0 zur Pause in Dortmund als größten Saisonerfolg der jüngeren Vereinsgeschichte auf den Briefkopf setzen.
Was alles noch viel schlimmer machte: dieses verfluchte Corona. Ein Brandverstärker sozusagen. Wenn die Arena leer bleibt, sinkt die Identifikation endgültig auf Null. Schalke spielt, aber weit und breit kein Schalker zu sehen. Nicht mal auf der Tribüne.
Künstlicher geht’s nicht, und das könnte im Mai 2021 den Genickbruch für den Uefa-Cup-Sieger von 1997 bedeuten: Abstieg.